Filmreihe
Abendvortrag Evelyn Echle
eikones Forum
Synchronismus und Symmetrie – inszenatorische
Eigenheiten ornamentaler Figuren, Flächen und Fassaden
im Kino der 1910er Jahre
«In der Geschichte des europäischen Kinos lassen sich die 10er Jahre als eine relativ unbekannte Periode zwischen zwei sehr bekannten betrachten: dem Kino der 20er Jahre mit seinen verschiedenen Avantgarde-Bewegungen und dem Jahrzehnt der Pioniere», stellt Yuri Tsivian fest. Dabei ist die Entwicklung ganz eigener filmspezifischer Mittel gerade in dieser Dekade sehr spannend zu beobachten, galt es doch für das Kino, sich einen Rang zwischen den etablierten Künsten zu verschaffen. Visuelle Strategien für eine fein ausgezirkelte Geometrie des profilmischen Raums ergab sich dabei für Filmemacher unter anderem durch die Ausnutzung stark ornamentierter Figuren, Flächen und Fassaden: Tiefenräume werden durch laterale Staffelungen kontrastiert, obsessive Symmetrie-Konstruktionen auf narrativer und visueller Ebene so gekonnt in Szene gesetzt. Das Interesse für Motive der hohen Künste lässt sich bei Ausnahmeregisseuren wie Rudolf Biebrach, Jewgenij Bauer oder Franz Hofer sehr gut rekonstruieren – anhand ausgewählter Beispiele werden an diesem Abend kinematographische Strategien zu Synchronismus und Symmetrie im filmhistorischen Kontext der 1910er Jahre eingebettet. Neben einzelnen ausgewählten Ausschnitten soll vor allem am Beispiel von Bauers Sumerki zhenskoi dushi (1913) inszenatorischen Eigenheiten jener Jahre nachgespürt werden.
Evelyn Echle ist Doktorandin und Lehrbeauftragte an der Universität Zürich. Sie arbeitet zu einem Projekt über das Ornament als Gestaltungsprinzip des kinematographischen Raumes im Stummfilm; Promotions-Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und Mitglied des DFG-Netzwerks «Filmstil». Forschungsschwerpunkte sind Mediengeschichte und Bildtheorie des Films. Seit 2007 Mitherausgeberin der Zeitschrift montage AV (Berlin/Marburg).
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